Warschau klagt an

2. Weltkrieg; zerstörungen in Polen
Brief aus Polen 1946, eigenes Foto

Warschau klagt an – so heisst der Briefmarkensatz, der 1945/1946 erschienen ist: auf der linken Seite der Marke jeweils der unzerstörte Vorkriegszustand, auf der rechten Seite, wie dieser Ort 1945 aussah.

Warschau wurde nicht nur durch unmittelbare Kriegshandlungen zerstört, sondern, nach der Nierderschlagung des Warschauer Aufstands, von der deutschen Wehrmacht mit Flammenwerfern und Sprengungen Häuserzug um Häuserzug, historisches Gebäude um historisches Gebäude, abgerissen.

Die rote Briefmarke zeigt das Königliche Schloss mit Sigismundsäule, die blaue Briefmarke die St.-Johannes-Kathedrale (14.–15. Jh.) und die schwarze Briefmarke das Hauptpostamt.

Diese Briefmarken zeigen nicht nur die Zerstörungen, man kann sie auch fühlen, wenn man das dünne Papier anfasst und die unregelmässigen Schnitte mit den Fingerspitzen fühlt, mit denen die Briefmarken aus ihren Druckbögen getrennt wurden.

Was mag der Empfänger des Briefes, selber Briefmarkensammler, damals 1946 gedacht haben? In Halle an der Saale, das fast unzerstört geblieben war – während Warschau fast komplett zerstört war? War er schockiert? Hat er sich geschämt? Hat es ihn bestärkt, das so etwas nie wieder passieren dürfe – erst recht nicht von deutschem Boden aus?

Allein diese drei Briefmarken wurden zusammengerechnet 100 Millionen mal gedruckt. Einhundert Millionen Anklagen, verschickt auf Briefen, Postkarten und Paketen, davon wie hier einige auch nach Deutschland, dem diese Anklage galt.

Diese Anklage, vor 75 Jahren erhoben, ist sie verjährt?

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